Das Natberger Feld soll kein Feld mehr sein
Ganz nach dem Vorbild der vorangegangenen Planungs- und Entwicklungsausschusssitzung wurden die Zuhörer auch in dieser Ratssitzung zum Thema „Natberger Feld“ lange auf die Folter gespannt. Die endgültige Beschlussfassung zur 45. Änderung des Flächennutzungsplans bezüglich der Fläche 29.1. (Natberger Feld) und zum geänderten Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr.150 „Natberger Feld“ erschien in der Tagesordnung an Position 19 (!) Viele wichtige, aber auch zeit- und konzentrationsraubende Themen mussten im Vorfeld abgehandelt werden. Der Beginn der Ratssitzung hatte sich insgesamt aufgrund einer vorherigen internen Ratssitzung schon um eine knappe halbe Stunde verzögert.
(Nur als kleine Randbemerkung: Das erstaunliche an der Reihenfolge der Tagesordnungspunkte war der Punkt „Fragen der Einwohner“ an Position 4 (!), quasi direkt nach der Begrüßung. Besonders viele Fragen taten sich hier noch nicht auf, eher gar keine. An anderen Stellen, wo Fragen thematisch sinnvoll gewesen wären, durften sie dann nicht mehr gestellt werden; leider sieht es die Tagesordnung so vor … )
Es drängte sich der Eindruck auf, dass die oben ausgeführte Beschlussfassung schnell über die Bühne gehen sollte, weil schließlich in der vorausgegangenen Ausschusssitzung schon alles besprochen und ausgetauscht worden war. Daher war es umso erstaunlicher, dass es sich Ratsherr Haucap (Fraktionsmitglied der CDU und Natberger Bürger) nicht nehmen ließ, noch einmal seine Beweggründe für seine Zustimmung zum Aufstellungsbeschluss genauestens zu erläutern: Weil in Natbergen damals bei der Bürgerbefragung ein Drittel der Bevölkerung der Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt hätte (was heißt, dass ihn zwei Drittel abgelehnt haben), würde er heute seine Stimme für dieses eine Drittel abgeben und der erneuten Änderung des Flächennutzungsplans zustimmen. Dieses sei er seinen Mitbürgern schuldig, denn die anderen zwei Drittel würden ja durch zwei andere Mitglieder des Rates vertreten.
(Was ist das denn für eine Rechnung? Und was bitte bedeutet das für das vierte Natberger Ratsmitglied? Es meldete sich zum Glück später noch mal selber zu Wort, um nicht vergessen zu werden.)
Viel eindringlicher als diese seltsame Drittelrechnung war aber seine inständige Bitte um die Unterstützung für den Erhalt des Betriebes der Familie Drees - der einzige noch wirtschaftende landwirtschaftliche Betrieb der (in Zukunft: ehemaligen?) Bauernschaft Natbergen, der schon seit Generationen hier existieren würde und sicher als Grundlage für die Bauernschaft Natbergen stehen würde. Immerhin würde doch gerade ein Sohn der Familie Drees in den Startlöchern stehen, um diesen Betrieb als Jungunternehmer zu übernehmen, und da könne er berechtigt aus der Erfahrung sprechen, wie immens wichtig in dieser Situation Unterstützung sei. Wie diese Unterstützung genau aussehen könne, wisse er zwar auch nicht, aber wichtig sei sie auf jeden Fall!
(In diesem Moment drängte sich eine deutliche und eigentlich auch ganz einfache Möglichkeit auf: Gar kein Gewerbegebiet auf dem Natberger Feld! Aber wie oben schon erwähnt, war die Fragemöglichkeit der Einwohner leider vorbei.)
Auch der Bürgermeister bot den anwesenden Söhnen der Familie Drees seine Unterstützung an, indem man bei einer Tasse Kaffee einmal alle Möglichkeiten besprechen könne, Zusagen könne er aber nicht machen.
Nach diesen sehr bewegenden Ausführungen des Ratsherrn Haucap erschienen die folgenden Recherchen von Ratsherr Kanke (Fraktionsmitglied der Grünen und ebenfalls Natberger Bürger) eher nüchtern und einfach nur sachlich. (Wie sich die Zeiten doch ändern können, wenn man einmal an vergangene Vorwürfe denkt.) Auch Herr Kanke erwähnte noch einmal, dass im Vorfeld schon viele Beweggründe über die Änderung des Flächennutzungsplans ausgetauscht wurden, er wolle aber noch einmal auf die Wirtschaftlichkeit der Fläche als Gewerbefläche eingehen.
Nach einigen Nachforschungen sei er zu der allgemein gültigen Angabe gekommen, dass zur Zeit im Landkreis Osnabrück der Preis für den Quadratmeter Gewerbefläche bei 30-35 € läge. Viele Anbieter dieser Flächen (Gemeinden und der Landkreis selber) hätten aber Mühe, diese zu diesem Preis oder überhaupt zu verkaufen, was zum Beispiel aktuell schon zur Folge habe, dass der Niedersachsenpark in Rieste schon wieder um die Hälfte verkleinert werden muss, weil er nicht zu vermarkten sei. Es stelle sich nun doch wirklich die Frage, warum die Gemeinde Bissendorf und hier besonders der Bürgermeister meine, dass er das Natberger Feld für 50-55 € pro qm vermarkten könne und dafür sogar mehrere bis viele Anfragen hätte.
Als Antwort auf diese Frage kam vom Bürgermeister und allen anderen befürwortenden Ratsmitgliedern – nichts! Das heißt: nein, es kam doch eine Reaktion: Man stimmte bei der folgenden Abstimmung mit deutlicher Mehrheit (eine Enthaltung, fünf Gegenstimmen) für die Änderung des Flächennutzungsplans. Das wäre ja auch wohl gelacht, wenn man sich von solchen Kleinigkeiten, wie der sehr zweifelhaften Möglichkeit der Vermarktung der Fläche und der sehr schlechten Zukunftsaussicht des landwirtschaftlichen Betriebes des Hofes Drees, beirren lassen würde!
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