Über Verluste und sinkende Qualität (NOZ vom 5.9.09)

Über Verluste und sinkende Qualität (NOZ vom 5.9.09)

 

Über Verluste und sinkende Qualität (NOZ vom 5.9.09)

 

balx BISSENDORF.

 

„Bürger informieren Bürger“ lautete das Motto der Veranstaltung, zu der die Bürgerinitiative „Schönes Natbergen“ in die Aula der Bissendorfer Haupt- und Realschule eingeladen hatte, und bei der eine Ansiedlung der Spedition Koch im Natberger Feld erwartungsgemäß kritisch beleuchtet wurde.

Bürgerinitiativen mögen von dem einen oder anderen Profi aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung als konfuser Öko-Aktivismus belächelt werden. Mit ihrer jüngsten Informationsveranstaltung widerlegte die Bürgerinitiative (BI) „Schönes Natbergen“ derlei Klischees. Strukturiert und medial animiert wurde da über die Auswirkungen des geplanten Industriegebietes im Natberger Feld referiert.

Etwa über den Verlust landwirtschaftlicher Flächen und die zu erwartende Verkehrs- und Lärmbelastung. Olav Knudsen, BI-Mitglied und selbst Speditionskaufmann, bezweifelte in diesem Zusammenhang die von der Firma Koch genannten Zahlen von 200 Fahrten pro Tag (Quelle) . Das mit einer Höhe von 20 Metern geplante Lager biete 150000 Palettenstellplätze, woraus Knudsen 1215 Fahrten täglich, also die Abfertigung von 50 Lkw pro Stunde, ableitete. Im Übrigen, so rechnete er vor, decke sich diese Zahl mit den von Heinrich Koch selbst im Anzeigenblatt „Bissendorfer Blickpunkt“ zur Begründung des Standortvorteils Bissendorf gemachten Kilometerangaben.

Für die Vertreter der BI ist klar, dass die Beeinträchtigung durch einen Fuhr- und Ladebetrieb rund um die Uhr bis nach Stockum, Achelriede, Voxtrup und Lüstringen spürbar sein werde. Für fraglich hingegen halten sie die Zuwächse an Steuereinnahmen, die sich die Gemeinde verspreche. Die Rechnung der BI: Durch sinkende Wohnqualität sei mit Wegzug oder nachlassendem Zuzug und dadurch mit Einbußen bei der Einkommensteuer zu rechnen.

Für Hubertus von Dressler, Professor für Landschaftsplanung an der FH Osnabrück, ist das Projekt nicht nur ökologisch fragwürdig, sondern auch verwaltungstechnisch problematisch, da das Gelände im Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Osnabrück als „Vorranggebiet für Freiraum und Trinkwasserversorgung“ ausgewiesen ist. Von dieser Raumordnung könne zwar über ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren abgewichen werden, allerdings nur wenn dabei die Grundzüge der Planung unberührt blieben und das Einvernehmen aller fachlich berührten Stellen und betroffenen Gemeinden hergestellt sei.

Bei aller Ablehnung gegenüber den Koch’schen Plänen – der Expansion bereits ansässiger Unternehmen, wie der Firma Solarlux, wollte sich das Gros der etwa 100 Anwesenden offenbar nicht verschließen. Obgleich die Bürgerinitiative auch hierfür Alternativflächen sieht, sodass das Natberger Feld unangetastet bleiben könnte. Auf insgesamt rund 30 Hektar in Autobahnnähe kommt die BI, etwa am Sonnenbrink und am Eistruper Feld. Eine Zahl, der Bürgermeister Guido Halfter allerdings widersprach. Der hatte im Publikum Platz genommen, stand aber für Fragen zur Verfügung. Das Podium war bei der Veranstaltung der BI den Kritikern des Koch-Projektes vorbehalten.