Die sieben Niedersachsen (9.2.2010)

Die sieben Niedersachsen (9.2.2010)

 

Peter Pechmann

 

Die sieben Niedersachsen

oder der Bericht über eine Bissendorfer Ratssitzung am 9. Februar 2010

 

Es war einmal, da kamen sieben Niedersachsen beisammen, der erste war ein Bürgermeister, der zweite der Danny, der dritte der Hans-Dieter, der vierte der Horst, der fünfte der Herr Henkel, an den sechsten kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern, der siebente der Helmut, die hatten alle siebene sich vorgenommen, die Welt zu durchziehen, Abenteuer zu suchen und große Taten zu vollbringen. Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher gingen, sahen sie’s für gut an, dass sie sich zwar nur einen einzigen, dafür aber recht langen Spieß machten.

Diesen Spieß fassten sie alle siebene zusammen an, vorne ging der Kühnste und Männlichste, das muss der Bürgermeister oder der Herr Henkel gewesen sein, und dann folgten die anderen nach der Reihe und der Helmut war der Letzte.

 

Nun geschah es, als sie im Winter eines Tages einen weiten Weg gemeinsam gegangen waren, auch noch ein gutes Stück bis ins Dorf hatten, wo sie über Nacht bleiben wollten, dass in der Dämmerung auf einer Wiese eine Finanzkrise nicht weit von ihnen in der Ecke hockte und schlief. Mit ihren langen Fingern und der ungepflegten Kleidung sah sie recht bedrohlich aus. Da erschraken die Sieben bei dem Anblick der grausamen und wilden Krise insgesamt und hielten Rat, was zu tun das wenigst Gefährliche sei. Denn so sie fliehen wollten, war zu besorgen, das Ungeheuer setzte ihnen nach und verschlänge sie mit Haut und Haar. Also sprachen sie: „Wir müssen einen großen und gefährlichen Kampf bestehen, frisch gewagt, ist halb gewonnen!“, fassten alle siebene den Spieß an, der Herr Henkel vorn und der Helmut hinten. Der Bürgermeister (zweiter von vorne) wollte den Spieß noch umdrehen, der Helmut war hinten aber ganz mutig geworden, wollte losbrechen und rief:

„ Auch wenn’s euch irritiert,

ich weiß, wie’s funktioniert.“

Der Hans-Dieter beachtete ihn aber gar nicht und bremste heftig ab:

„Das Problem liegt nicht da vorn,

sondern ist vom Bund gebor’n.“

Der Herr Henkel wollte nicht zurückstecken, der Krise aber auch nicht unnötig entgegentreten und gab sich staatsmännisch:

„ Damit das alles nicht bös endet,

bin ich dafür, dass man es wendet.“

Darauf kam an den Horst die Reihe, der das alles ganz anders verstanden hatte und der sprach:

„ Das wird sogar noch ganz viel schlimmer,

wenn wir was tun, und was auch immer!“

Auch der Bürgermeister meinte:

„ Die Hoffnung ist ein zähes Tier,

wir alle hier, wir bauen auf ihr.“

Da wollte auch der Danny nicht stumm bleiben und rief:

„ Auch ich, ich bin ein Optimist,

und hoffe sehr, dass es so ist!“

Solchermaßen kamen sie dem Ungeheuer näher. Der Bürgermeister segnete sich und rief Gott um Beistand an; wie aber das alles nicht helfen wollte und sie dem Feind immer näher kamen, schrieen sie in großer Angst: „Hau, Hauhau, hauhauhau!“ Davon erwachte die Finanzkrise und versteckte sich hinter dem nächsten Quartal. Als der Herr Henkel das sah, rief er voller Freude:

„ Potz Blitz, die Krise ist jetzt fort,

was für ein wunderschöner Ort“

Die sieben Niedersachsen suchten aber weitere gefährliche Abenteuer, die, wie wir ahnen, glücklich und zufrieden enden.