Emotionen und Informationen (NOZ, 7. April 2008)

 

Emotionen und Informationen

 

Volles Haus beim ersten Diskussionstreffen der Bürgerinitiative in Natbergen

 

b.r. Bissendorf.

"Es ist viel zu früh zum Diskutieren. Alles ist nur ein Gedankenspiel", sagt Bürgermeister Guido Halfter. "Es ist schon fast zu spät, um Schlimmes zu verhindern. Vieles ist bereits entschieden," sagt die Initiative "Schönes Natbergen". Es geht um ein mögliches Gewerbegebiet zwischen Natbergen und Eistrup. Beim ersten offiziellen Zusammentreffen, zu dem Günter Korte als Sprecher eingeladen hatte, gab es Informationen, Emotionen, vor allem eine enorme Resonanz.

Das Gasthaus Uthoff platzte aus allen Nähten. In den Räumen konnte keine Stecknadel mehr fallen, und draußen bildeten sich Menschentrauben.

Egal, ob zu früh oder zu spät diskutiert wird, egal, ob es sich um ein Gedankenspiel oder ein konkretes Vorhaben handelt: Die Anwohner wollten gehört werden. "Eines ist schon heute sicher: Die Natberger wollen kein Gewerbegebiet, unser Protest ist nicht zu überhören. Bitte nehmen Sie das mit in den Rat", forderte ein Anwohner, der wohl die Meinung vieler Zuhörer aus allen Bissendorfer Ortsteilen und dem benachbarten Voxtrup kundtat.

Bürgermeister Halfter erläuterte den Sachstand: Ein Bissendorfer Unternehmen habe durch starke Expansion den Bedarf an zusätzlichen Gewerbeflächen angemeldet. Die Gemeinde habe sich daraufhin auf den legitimen Weg gemacht, um nach einer geeigneten Fläche zu suchen.

Dabei sei man auf das etwa 37 Hektar große Gebiet zwischen Lüstringer Straße und Rosenbruchweg gestoßen. Diese Fläche biete sich für eine gewerbliche Nutzung an, da es keine Naturschutzbereiche gebe, die Nähe zur Autobahn stimme und es in der ebenen Landschaft nur sieben Anwohner gebe, von denen sechs bereits ihre Verkaufsbereitschaft signalisiert hätten. Da Rat und Verwaltung immer das Gemeinwohl, also auch Gewerbesteuereinnahmen zum Aufbau einer intakten Infrastruktur, im Auge hätten, sei die Verwaltung von allen Fraktionen – mit Ausnahme der Grünen - gebeten worden, diesen Weg weiterzuverfolgen. Mehr sei nicht geschehen, so Halfter.

Die Anwohner sehen das anders. Befürchtet wird, dass das Gewebegebiet in jedem Falle entsteht, um Ansiedlungen - sprich Steuereinnahmen - nach Bissendorf zu holen. Das bedeute die Beeinträchtigung der Lebensqualität, erhebliches Verkehrsaufkommen, zudem werde wertvoller Ackerboden zubetoniert. "Ackerfläche ist wichtiger als Gewerbefläche", riefen Betroffene. In diesem Zusammenhang wurde Halfter schwammige Politik vorgeworfen. Er spreche von Umweltschutz und stimme für Hochregallager. Der vehemente Widerspruch Halfters: "Wir werden uns niemals von Unternehmen etwas diktieren lassen. Außerdem gehen wir kein finanzielles Wagnis einer Erschließung ein ohne die Gewissheit einer Ansiedlung."

Noch ein Anlass für Unmut: Die Anwohner fühlen sich nicht informiert und schlicht übergangen. Mit welchen Unternehmen wurde gesprochen? Wie steht es mit Kanalisation und Verkehrsströmen? In welchem zeitlichen Rahmen werden die Planungen geführt? Ist ein kommunales Bürgerbeteiligungsverfahren die ideale Lösung? So einige Fragen an Halfter. "Ich habe heute nichts, was ich Ihnen mitteilen könnte", sagte der Bürgermeister. Der Weg zur Änderung des Flächennutzungsplanes sei lang. Falls es überhaupt dazu komme, geschehe das bürgerfreundlich und mit der Beteiligung aller, versprach Halfter.