Kommentar von Frank Henrichvark (NOZ, 28.08.10)

Kommentar von Frank Henrichvark (NOZ, 28.08.10)

 

Der Lehrmeister Natur (Kommentar in der NOZ vom 28.08.2010)

 

Frank Henrichvark

 

Und plötzlich steht das Wasser auf der Straße, im Vorgarten, dann im Keller. Kein Strom, kein Telefon, im Hobbykeller eine braune Brühe. Außer nassen Füßen, für die Betroffenen sehr viel Arbeit und Ärger sowie einen Tag schulfrei, bringt uns dieser Regentag vor allem eine nüchterne Erkenntnis: welche Gewalten doch die Natur hat und wie schwach dagegen die Kräfte der Menschen sind.

Dabei muss niemand apokalyptische Visionen vom drohenden Klimawandel bemühen, um zu der einfachen Feststellung zu kommen: Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt. Zu viele Straßen sind gebaut worden.

Auf Ackerland wachsen jetzt Gewerbehallen, in den dorfnahen Wiesen sind Wohngebiete entstanden. Unsere bäuerlichen Vorfahren haben um diese Zusammenhänge übrigens immer schon gewusst. Wie sonst wäre zu erklären, dass zwar hier und dort auf den Weiden die Kühe bis zum Bauch im Wasser stehen, aber doch niemals einer der alten Bauernhöfe überschwemmt worden ist?

Jetzt hat Osnabrück erstmals in Friedenszeiten wieder einen Katastrophenalarm erlebt. Wobei festzuhalten ist, dass es sich dabei vor allem um eine verwaltungstechnische Einstufung handelte. Wirkliche Katastrophen, man denke an Pakistan in diesen Wochen, sehen anders aus. Wir können etwas daraus lernen: Die Kräfte des Menschen sind und bleiben beschränkt. Auf Dauer können wir nur mit der Natur leben können. Aber niemals gegen sie.