Leserbrief von Albert Brunsmann zum Artikel: 33 Hektar Gewerbegebiet vom 7.01.09 in der NOZ

 

 

Leserbrief von Albert Brunsmann zum Artikel: 33 Hektar Gewerbegebiet vom 7.01.09 in der NOZ

 

Leserbrief von Albert Brunsmann und Ulrike Diekjobst zum Artikel: „33 Hektar Gewerbegebiet“ vom 7.01.09 in der NOZ

 

Speditionsansiedlung in Natbergen belastet Bissendorfer Wohngebiete - Deshalb keine vorschnellen Entscheidungen für das Industriegebiet

 

Ein Glücksfall für Bissendorf ist die Ansiedlung einer Spedition sicherlich nicht. Das auf 33 Hektar geplante Industriegebiet / Gewerbegebiet in Natbergen incl. einer Spedition beeinträchtigt nicht nur die unmittelbar angrenzenden Wohngebiete in Natbergen und in Eistrup. Ganz erheblich wird auch der gesamte Ort Bissendorf betroffen sein.

Hier nur einige Beispiele: Die Lärm- und Schmutzemissionen des Industriegebietes werden durch die vorherrschenden westlichen Winde im gesamten Ortskern Bissendorf wahrnehmbar sein, stärker noch als die bereits bestehenden Belastungen durch die Autobahn und der zukünftige Lärm des neu entstehenden Autobahnparkplatzes. Durch den 24-Stundenbetrieb einer Spedition werden sich besonders zur Nachtzeit für Bissendorf erhebliche zusätzliche Lärmbelastungen ergeben.

Das zusätzliche Verkehrsaufkommen durch Hunderte von LKW´s und 500 Mitarbeiter wird sich nicht nur Richtung Anschlussstelle A30 bewegen, sondern im gesamten Umkreis zu neuen Verkehrsproblemen führen. Insbesondere wird der nach Norden abfließende Verkehr die Wohngebiete längs der Mindener Straße in Wissingen und Lüstringen in Mitleidenschaft ziehen.

Abgesehen von diesen akut entstehenden Belastungen beraubt sich die Gemeinde Bissendorf durch eine solche Industrieansiedlung interessanter Weiterentwicklungsmöglichkeiten der – noch – attraktiven Wohn- und Erholungsgebiete in Bissendorf, die heute als Aushängeschild Bissendorfs beworben werden.

Entscheidungen in dieser Sache haben elementare Bedeutung für die Langfristentwicklung von Bissendorf. Deshalb ist das Für und Wider eines Industriegebietes in Natbergen sorgfältigst  abzuwägen, unter Berücksichtigung aller Alternativen. Wegen der Tragweite der anstehenden Entscheidung sollte die Politik alle betroffenen Bürger und  Interessengruppen in den Meinungsbildungsprozess einbeziehen. Der geäußerte Vorschlag, jetzt schon ein konkretes Verfahren auf den Weg zu bringen – und damit Kosten zu verursachen – ist absolut unverständlich. So weitreichende Veränderungen dürfen nicht unter Zeitdruck vorbereitet werden.

Ob die erheblichen Nachteile, die eine Spedition Bissendorf bringt, durch die wirtschaftlichen Vorteile wirklich ausglichen werden, ist fraglich. Die Gemeinde muss zumindest einen Teil der Kosten für die Erschließung und Unterhaltung des neuen Gewebegebietes sowie für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur übernehmen. Insbesondere dann, wenn das Gewerbegebiet über Jahre oder vielleicht Jahrzehnte nicht komplett genutzt wird. Diese Kosten und die Beeinträchtigungen für die Bürger sind den Bissendorfern sicher. Ob dagegen die erhofften Gewerbesteuern und Arbeitsplätze kommen, ist weit weniger sicher. Auch wenn die Firma Koch aktuell plant, 500 Arbeitsplätze nach Bissendorf zu verlegen – es entstehen also keine neuen –, kann die Gesamtwirtschaftslage morgen schon wieder eine ganz andere Firmenpolitik verlangen, sodass hier ein hohes Risiko für die Gemeinde besteht. Selbst wenn Gewerbesteuern fließen, bleibt davon bekanntlich nur ein kleiner Teil in der Gemeinde Bissendorf.

Angesichts dieser Sachlage ist ein eindeutiges Votum für eine Spedition nicht nachvollziehbar. Die zahlreichen Stimmen in der Bevölkerung gegen eine weitere Zersiedlung, u. a. artikuliert durch die Bürgerinitiative „Schönes Natbergen“ und den Heimat- und Wanderverein Bissendorf, belegen, das dass Thema Gewerbeansiedlung in Natbergen für viele einen hohen Stellenwert hat. Man kann nur hoffen, dass auch unsere gewählten Gemeindevertreter diese Stimmung im Dorf wahrnehmen, und nicht voreilig Verfahren auf den Weg bringen, die Bissendorf mehr Nachteile als Vorteile bringen und unumkehrbar sind. Eine breite, offene Diskussion unter Berücksichtigung aller Entscheidungsgrundlagen der Gemeinde, wie es der Bürgermeister zugesichert hat, ist der einzig richtige Weg, um einen notwendigen Konsens bzgl. weiterer Gewerbeansiedlungen in Bissendorf zu erreichen. Diese Grundsatzdiskussion müssen unsere Gemeindevertreter jetzt auf den Weg bringen, sonst wird auch hier wieder der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.