„Schönes Natbergen“-Sprecher Günter Korte: Wir wollen etwas verändern - Bürgerinitiative drängt in die Politik (NOZ 30.7.11)

„Schönes Natbergen“-Sprecher Günter Korte: Wir wollen etwas verändern

Bürgerinitiative drängt in die Politik

 

Christoph Granieczny, Bissendorf.

„Schönes Natbergen“ nennt sich eine Bissendorfer Bürgerinitiative, die sich seit etwa zweieinhalb Jahren gegen die Ausweisung eines Gewerbegebiets im Natberger Feld wehrt. Die NOZ befragte deren Sprecher, Günter Korte, über Rückschläge, seine Motivation und politische Ambitionen der Gewerbegebietsgegner.

 

Herr Korte, als der Streit ums Natberger Feld mit den Ansiedlungsplänen der Firma Koch begann, hat die Initiative gesagt: Wir sind nur gegen die Spedition, aber nicht gegen Solarlux. Jetzt hat der Gemeinderat mit der Änderung des Flächennutzungsplans das Gebiet auf den Wintergartenbauer zugeschnitten. Warum protestieren Sie dennoch dagegen?

Zugegeben, das war damals ein taktisches Spiel. Wir wollten nicht als reine Neinsager dastehen. Aber so haben die Befürworter des Gewerbegebiets ja auch agiert: Anfangs hieß es, ohne die Spedition ließe sich die Fläche nicht entwickeln. Jetzt geht es offenbar doch.

Was spricht denn gegen ein Gewerbegebiet im Natberger Feld?

Das ist ein wertvoller Acker, keine Brache. Das Feld einfach zuzupflastern wäre ein immenser Verlust für die Landwirtschaft. Wir haben in Bissendorf eine tolle Landschaft, die müssen wir erhalten. Das war auch vor Jahren der Grund, dass ich nach Bissendorf gezogen bin. Das gilt übrigens für viele Bürger, die sich in den zurückliegenden 20 Jahren hier niedergelassen haben. Unsere Argumente gegen die Bebauung des Natberger Feldes sind übrigens auch in der ablehnenden Stellungnahme der Stadt Osnabrück aufgelistet, und die haben ja die Fachleute der Verwaltung erstellt.

Aber das erweiterungswillige Unternehmen Solarlux wollen Sie schon in der Gemeinde halten?

Natürlich. Alles andere wäre auch Unsinn. Es geht dabei doch um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Aber wir von der Initiative glauben nach wie vor, dass die ideale Lage für Solarlux in Bissendorf beim Steinbruch ist. Das Unternehmen könnte sich dort werbewirksam an der Autobahn präsentieren.

Die Initiative mit Ihnen als Sprachrohr wehrt sich seit über zwei Jahren gegen die Gewerbegebietspläne. Haben Sie jemals ans Aufhören gedacht?

Wir sind – und ich persönlich auch – häufig angegriffen worden. Das hat Nerven und Kraft gekostet. Aber auch unser Protest drohte zwischenzeitlich in eine Richtung abzudriften, die ich nicht gutheißen konnte. Da habe ich wirklich schon ans Aufhören gedacht. Andererseits habe ich auch sehr viel Zuspruch erfahren. Als die Spedition Koch sich von ihren Plänen verabschiedet hatte, hat mir jemand sogar anonym Blumen vor die Tür gelegt. So etwas motiviert. Außerdem haben wir eine tolle Truppe beisammen und bei unseren Treffen sehr viel Spaß.

Apropos tolle Truppe: Einige Mitglieder der Bürgerinitiative drängen in die Politik. Sie stehen für die Kommunalwahl im September auf der Liste der Grünen, andere treten für die Unabhängigen Wähler Bissendorf (UWB) an. Was treibt Sie an?

Wir wollen etwas verändern. Ob ich in den Rat gewählt werde oder einer meiner Mitstreiter, ist mir eigentlich egal. Ich war schon einmal im Gemeinderat und weiß, was da für eine Arbeit auf mich zukommt. Damals haben wir das Hochregallager von Thomas Philipps verhindert. Mit so einem hässlichen Kasten hätte sich Bissendorf alle Chance verbaut.

Ihre Prognose für die Kommunalwahl?

Es wird mit Sicherheit ein neues Mehrheitsverhältnis im Rat geben (CDU und FDP haben derzeit die Stimmenmehrheit; Anm. d. Red.). Und wenn es so weit ist, werden wir das Natberger Feld für Gewerbegebietspläne schließen.

Und falls es nicht gelingt, die Pläne auf politischem Weg zu stoppen?

Wir gehen den rechtlichen Weg bis zum Ende. Da wir viele Unterstützer haben, Privatleute und Firmen, haben wir auch das Kapital dazu.