Offener Brief an den Rat der Gemeinde Bissendorf von Robert Dörflinger (26.2.09)

 

Offener Brief an den Rat der Gemeinde Bissendorf von Robert Dörflinger (26.2.09)

Offener Brief an den Rat der Gemeinde Bissendorf von Robert Dörflinger

 

Industrie- und Gewerbegebiet Natbergen

 

Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates Bissendorf,

eine Entscheidung mit weit in die Zukunft reichenden Folgen steht mit der Beschlussfassung über die Aufstellung eines neuen Flächennutzungs- und Bebauungsplanes für den Bereich Natbergen ins Haus.

Mein Auftrag an Sie, den Interessenvertretern der Bürger Bissendorfs: Stoppen Sie den weiteren Fortschritt der Planungen. Sagen Sie NEIN zum Aufstellungsbeschluss von Flächennutzungs- und Bebauungsplan.

Begründung und grundsätzliche Überlegungen:

Problem: Eine Spedition in der Größenordnung der Fa. Koch zählt durch ihre Lärmemissionen zu den letzten Dinosauriern der Industriegesellschaft. Dieser Lärm ist nur begrenzt kontrollierbar. Fa. Koch will auf dem Gelände gut 200 LKW stationieren. Das ist eine LKW-Schlange von ca. 5 km, die sich jeweils frühmorgens und spätabends ins Natberger Feld ergießt.

Das großdimensionierte Betriebsgelände lässt eine Erweiterung zu. Wie viele LKW können maximal dort stationiert sein? In dieser Frage hält sich Fa. Koch und die Gemeindeverwaltung sehr bedeckt. Warum? Will man die Bürger nicht erschrecken?

Sind es eines Tages 300 oder 400 LKW? Fa. Koch will doch groß und stark werden!

Kann der Gemeinderat diese Expansion gut heißen?

Was ist mit den 500 Mitarbeitern? Die werden auch per PKW an- und abfahren.

Lösung: Wohin also mit diesem Problemkind? Es liegt auf der Hand, die Ansiedlung in Bereichen vorzunehmen, die schon eine gleichgelagerte Belastung aufweisen. Der zusätzliche Lärm durch die Spedition wäre nur eine graduelle Verschlechterung. Bissendorf  hat hier in dieser Hinsicht nur die Flächen längs der Autobahn zu bieten, da glücklicherweise keine weitere lärmintensive Industrie vorhanden ist.

Beispiel: Wie eine für alle Seiten akzeptable Ansiedlung einer Spedition durchgeführt werden kann, zeigt das Gewerbegebiet Gesmold mit dem Paketdienst DPD in unmittelbarer Nachbarschaft zur lärmenden Autobahn.

Ich kann Ihnen nur eine Besichtigung der Verhältnisse empfehlen.

Eine Spedition in der Größenordnung von Spedition Koch muss einen Standort in direkter Nachbarschaft der Autobahn bekommen. Eine Spedition in einem bislang wenig lärmbelasteten Gebiet, das noch dazu natürlicher Weise durch den Eistruper Berg vor dem Autobahnlärm geschützt ist, ist planerischer Unfug.

Kann die Gemeinde keine adäquaten Flächen anbieten, muß leider verzichtet werden. Die Fläche in Natbergen genügt den prinzipiellen Anforderungen jedenfalls nicht.

Mit den bislang erkennbaren Plänen verschleudert die Gemeinde wertvolles Potential für ein Linsengericht von vielleicht EUR 100.000 bis 200.000, die letztlich an Gewerbesteuer in der Kasse klingeln. Durch glückliche Umstände blieb eine im wesentlichen von Dörfern geprägte Gemeinde erhalten und eine Zersiedlung, wie man sie bestens bei unseren ost-westfälischen Nachbarn besichtigen kann, unterblieb. Mit dem geplanten Industrie- und Gewerbegebiet  ist Bissendorf dabei, diese Entwicklung in Riesenschritten nachzuvollziehen. Ich denke, man muß die Fehler anderer nicht selbst wiederholen, sondern man sollte daraus lernen. Zum eigenen Besten.

Nehmen Sie sich ein halbes Jahr Zeit und entwickeln Sie Perspektiven, wie sich Bissendorf im 21. Jahrhundert entwickeln soll, wie es seine Stärken gerade als unmittelbarer Nachbar zur Universitätsstadt Osnabrück ausspielen kann. Eine flächenverzehrende und lärmerzeugende Spedition wird vermutlich keinen Platz darin finden. Was wir brauchen, sind innovative Unternehmen, die Hightech-Produkte/Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung planen, herstellen oder anbieten. Und wo kann man das am Besten? In einer angenehmen, inspirierenden, lärmfreien Umgebung.

Und exakt das hat Bissendorf zu bieten. Das ist das Pfund, mit dem wir wuchern müssen! In diese Richtung müssen wir denken.

Für Bissendorf !

 

Mit freundlichen Grüßen

Robert Dörflinger

Kollegienwall 21

49143 Bissendorf

 

Und noch etwas zum bisherigen Ablauf:

Die Gemeindeverwaltung und der Rat sind die Interessenvertreter der Bissendorfer Bürger. Beide sind nicht die Interessenvertreter ansiedlungswilliger Unternehmen. Bissendorf befindet sich in einer sehr starken Verhandlungsposition. Die Gemeinde ist keine Bittstellerin, die durch Einräumung lascher Vorgaben z.B. im Lärmschutz (Teilausweisung als Industriegebiet) um die Gunst etwaiger Ansiedler buhlen muß! Die Spedition Koch sucht schon sehr lange nach einer geeigneten Fläche, die Grundeigentümer sind sicherlich sehr erfreut, die letzte Fruchtfolge vom Ackerland zum Bauland zu erleben.

Das eröffnet ungeahnte Verhandlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, d.h. die Gemeinde hätte schon zu Beginn Bedingungen stellen können, die weit über die gesetzlichen Minimalauflagen hinausreichen. Leider kann ich nicht erkennen, dass diese gewaltigen Spielräume zu Gunsten der Gesamtheit der Bürger auch nur ansatzweise genutzt wurden oder werden.