Offener Brief von Carsten Stein an Ratsherrn Bernhard Henkelmann (28.2.10)

Offener Brief von Carsten Stein an Ratsherrn Bernhard Henkelmann (28.2.10)

 

Carsten Stein

Offener Brief an Ratsherrn Bernhard Henkelmann (CDU)

 

Sehr geehrter Herr Henkelmann;

als interessierter Bürger war auch ich auf der Ratssitzung am 25. Februar 2010. Mit großer Enttäuschung habe ich die Entscheidung des Rates zur Kenntnis genommen. Die Enttäuschung rührt nicht unbedingt alleine daher, dass der Rat für oder gegen ein Ergebnis gestimmt hat, das ich vielleicht anders gewünscht hätte. Sie können einen wichtigen Grund meiner Enttäuschung in den vielen Reaktionen auf die Sitzung nachlesen: es ist das WIE.

Ich erlaube mir, Ihre Ausführungen vom 25.02.2010 aus meiner Sicht zu kommentieren. Sie haben Ihre Rede auf der Ratssitzung damit begonnen, die einen als "Unterlasser" und die Befürworter einschließlich sich selbst als "Unternehmer" zu bezeichnen.

Mich wundert diese Aussage, denn aus meiner Sicht sind die Argumente und Fragen der von Ihnen genannten Unterlasser sehr viel unternehmerischer geprägt gewesen als Ihre Ausführungen auf der Sitzung. Ich möchte das auch begründen:

Ein Unternehmer stellt bei wichtigen unternehmerischen Entscheidungen Fragen und versucht Alternativen gegeneinander abzuwägen. Das haben die „Unterlasser“ nach meinem Empfinden in beispielhafter Weise gemacht! Sie stellen aus meiner Sicht elementare Fragen, die in der Gesamtbetrachtung noch nicht ausreichend beantwortet sind. Sie haben einen Alternativvorschlag in die Diskussion gebracht, die in einer Art weggebügelt wurde, die mich schockiert hat.

In einem gut geführten Unternehmen passiert so etwas nicht. Sie werden vielleicht jetzt sagen, dass Politik anders läuft - aber Sie haben den Begriff des  Unternehmertums in dieser Frage ja selbst bemüht.

In Ihrer Rede habe ich dagegen nur wenig greifbare Argumente gehört, die ich als unternehmerisch empfunden habe und die mich in die Richtung der Befürworter ziehen würden. Sie sagen, die Einnahmesituation muss verbessert werden, die Schulden drücken, Kindergärten müssen geschlossen werden. Das ist mir zu einfach.

Sie geben gleichzeitig offen zu, dass es keine Sicherheiten zu den finanziellen Auswirkungen gäbe. Mich überzeugt das nicht.

Nun, ich möchte Sie nicht belehren, denn Sie sind ein erfahrener Unternehmer, der es bis in die Spitze eines nicht gerade kleinen Unternehmens geschafft hat. Aber ich erlaube mir den Hinweis, dass ein Unternehmer bei großen Entscheidungen nach meinem Empfinden nach dem Prinzip der Vorsichtigkeit handeln muss.

Vielleicht tun das die "Befürworter" ja auch in der Frage "Gewerbegebiet Natbergen" und Sie wägen wirklich alle denkbaren Faktoren gegeneinander ab. Allein: sie zeigen es nicht oder vielleicht sehe ich es nur nicht!

Nach dem was ich sichtbar mitbekomme, tun das die anderen, nämlich die von Ihnen so genannten Unterlasser!

Wenn ich richtig darüber nachdenke, sind die Unterlasser für mich in der Frage des Gewerbegebietes Natbergen die besseren Unternehmer!

 

Sehr geehrter Herr Henkelmann,

ich habe nicht die Hoffnung, dass meine einzelne Meinung Einfluss auf die Überzeugung der Mehrheit des Rates hat. Ich kann nur einen kleinen Appell an Sie richten:

Es handelt sich bei der Entscheidung vom 25.02.2010 um eine Mehrheit, wie Sie knapper nicht ausfallen kann. Bitte zeigen Sie öffentlich, dass Sie mit den Fragen, Sorgen und Anregungen von Andersdenkenden wie ein umsichtiger Unternehmer umgehen.

Zeigen Sie als umsichtiger Politiker (Unternehmer), dass Ihnen die Sorgen und Nöte Ihrer Bürger (Mitarbeiter) wichtig sind, und dass Sie imstande sind, die Meinungen von Andersdenkenden einzubeziehen.

Überzeugen Sie mit Argumenten! Nutzen Sie nicht die Macht einer winzigen Mehrheit, sondern führen Sie den Dialog ohne Wenn und Aber. Der Bürger möchte das Gefühl, dass der Gemeinderat mit Überzeugung eine Entscheidung im Sinne der Gemeinde und zum Wohle der Bürger trifft, und nicht, dass eine derart große, strukturverändernde Idee „mit kleiner Mehrheit, aber gegen einen großen Widerstand durchgeprügelt wurde“.

Ich würde mich freuen, von Ihnen eine Antwort auf meine Gedanken zu erhalten. Ich habe mir erlaubt, dieses Schreiben als offenen Brief zu behandeln.

 

Mit freundlichen Grüssen

C. Stein