Marktbeobachtung des Bundesamts für Güterverkehr 1998-2008

Marktbeobachtung des Bundesamts für Güterverkehr 1998-2008

 

 

Informationen zur Ratssitzung am 25. Februar 2010

 

In dieser Ratssitzung geht es darum, die „Internationale Spedition Koch“ in Bissendorf anzusiedeln und dafür ein 35 Hektar großes Industriegebiet einzurichten oder auch nicht einzurichten.

 

Ein so großes Projekt sollte gut überlegt sein. Insbesondere ist zu überlegen, ob die zu erwartenden Einnahmen die zu erwartenden Kosten übersteigen werden, sich die Sache also finanziell lohnt. Außerdem ist zu überlegen, welche nichtfinanziellen Folgen eine solche Ansiedlung haben wird. Aber dazu mehr an anderer Stelle.

 

Das Bundesamt für den Güterverkehr (BAG) gibt regelmäßige Marktbeobachtungen über den Güterverkehr heraus. Diese Berichte sind öffentlich unter www.bag.bund.de einzusehen. Schaut man sich die Abschnitte an, die sich jeweils mit den Erträgen in der Branche befassen, erkennt man folgende Entwicklung:

1998 befinden sich die Beförderungsentgelte „weiterhin auf niedrigem Niveau“, um in den Folgejahren immer weiter zu fallen. In jedem einzelnen Jahr meldet das BAG eine weitere Verschlechterung. „Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation vieler kleiner und mittelständischer Transportunternehmen angespannt bis existenzbedrohend, was sich regelmäßig anhand der Insolvenzstatistik bestätigt“ (2005). In den Jahren 2006-2007 stoppt dieser Abwärtstrend kurzfristig, um sich im Jahr 2008 umso stärker fortzusetzen. Zurzeit steht die Branche „mit dem Rücken an der Wand“, z.B. sind die Neuzulassungen von Zugmaschinen gegenüber dem Vorjahresmonat um 45% gesunken (Kraftfahrtbundesamt).

 

Aus solchen Zahlen lässt sich schlussfolgern, dass in der Branche nicht gerade üppig verdient wird. Im Gegenteil, trotz steigender Kilometerleistungen sind die Erträge im Transportwesen bis auf die Jahre 2006 und 2007 stetig gesunken.

Wollte man das grafisch darstellen, sähe das ungefähr so aus:

 

Grafik aus der IHK-Präsentation auf der Klausurtagung am 21.12.09
Grafik aus der IHK-Präsentation auf der Klausurtagung am 21.12.09

Unsere Grafik sieht aber ganz anders aus als das, was uns der gute Herr Lammers von der IHK auf der Klausurtagung am 21.12.09 präsentiert hatte. Dort musste man den Eindruck gewinnen, in der Branche wird kräftig verdient, und jede Kommune könne sich freuen, der es gelänge, eine Spedition auf ihr Gebiet zu locken. Herrn Lammers Kurve steigt rasant an, währen unsere Kurve träge nach unten dümpelt.

 

Wer hat Recht?

Nur nach genauerem Hinsehen entdeckt man, dass entgegen ihrer Überschrift „Logisitik profitiert überproportional vom Wirtschaftswachstum“ Profite in der IHK-Grafik überhaupt nicht dargestellt sind. Dargestellt sind lediglich das Bruttoinlandsprodukt und die Kilometerleistungen des gewerblichen Güterverkehrs. Ob mit den Kilometerleistungen auch die Profite steigen, ist überhaupt nicht dargestellt. Und wie wir den Marktbeobachtungen des BAG entnehmen können, ist genau dies auch nicht der Fall. Die Kilometerleistungen sind zwar gestiegen es wird mehr gefahren, die Erträge sind im Gegenzug aber weiter gesunken, die Fahrten bringen immer weniger Geld ein. Die IHK-Grafik zeigt das nicht, denn sie vergleicht Euro mit Kilometern, Äpfel mit Birnen. Sie ist eine Mogelpackung!

 

Eigentlich müsste die Grafik also eher so aussehen, was einen ganz anderen Eindruck hinterlässt. Es zeigt sich, dass sich die Schere von größeren Transportleistungen und geringeren Erträgen immer mehr öffnet und die Branche ein Problem hat.

Wir können Herrn Lammers von der IHK an dieser Stelle den Vorwurf der Unredlichkeit nicht ersparen.

 

Aber zurück zu den Schlussfolgerungen:

 

Als Ergebnis dieses Konzentrationsprozesses in der Transportbranche findet eine Marktkonzentration statt. Einzelne Unternehmen gehen entweder in Konkurs, werden von größeren Einheiten übernommen, oder übernehmen ihrerseits andere Unternehmen.

 

Was bedeutet das für Bissendorf?

 

Falls die Spedition Koch in Bissendorf angesiedelt würde, gibt es für sie zwei Möglichkeiten: Entweder sie überlebt den Konzentrationsprozess, oder sie überlebt ihn nicht. Beide Fälle sind ärgerlich für Bissendorf. Denn im ersten Fall müsste die Spedition immer weiter wachsen, um in Zukunft zu den ganz Großen der Branche zu gehören. Und wir reden hier nicht um einige Quadratmeter, sondern um richtig große Flächen. Dieses Wachstum würde nach den aktuellen Plänen nur in Richtung Wohnbebauung Eistrup, Achelriede und Baugebiet Rosenmühlenbach erfolgen können. Da ist Ärger vorprogrammiert. Selbst wenn es gelänge, diesen Ärger zu unterdrücken, würde Bissendorf ein Vorort der Spedition Koch werden.

 

Über den zweiten Fall braucht man nicht viel zu sagen, entweder hinterlässt er uns eine Investitionsruine, oder die Gebäude und Einrichtungen werden von einem fremden Mutterkonzern bewirtschaftet. Was das für die Gewerbesteuereinnahmen bedeutet, braucht man auch nicht weiter auszuführen.

Allein diese Betrachtung der Erträge in der Speditionsbranche zeigen, dass die Ansiedlung der Spedition Koch in Bissendorf eine schlechte Wahl ist. Unterstützt wird diese Erkenntnis von Überlegungen über die mangelnde Zukunftsfähigkeit von erdölabhängigen Transporten, von den Beeinträchtigungen und Belästigungen für die Bissendorfer, sowie von dem bitteren Geschmack, den die falschen Behauptungen des Herrn Koch und die unredlichen Beeinflussungen von dritter Seite hinterlassen haben.

 

Wir appelliere daher an Sie: lassen Sie sich nicht überfahren, lehnen Sie den Antrag ab!

 


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Ausschnitte aus Marktbeobachtungen des Bundesamts für Güterverkehr aus den Jahren 1998 – 2008
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